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Fa­kul­tät Er­zie­hungs­wis­sen­schaft, Psy­cho­lo­gie und Bil­dungs­for­schung

Habilitationsprojekt von Dr. Lukas Otterspeer

Soziale Grenzen und Grenzbearbeitungen

Gütekriterien der Theoriewahl im multiparadigmatischen Feld sozial- und erziehungswissenschaftlicher Forschung

Kurzbeschreibung des Vorhabens

Kurzbeschreibung des Vorhabens:

Im Mittelpunkt des Habilitationsprojekts stehen soziale Grenzen und Grenzbearbeitungen aus einer multiparadigmatischen Perspektive. Die Ausgangsthese ist, dass mit einer konkreten Sozialtheorie nicht alle Grenzen in den Blick genommen werden können und dass diese Selektivität selbst eine Grenzziehung ist. Davon ausgehend stellt sich die Frage, wie Erfahrungen und Prozesse des Ein- und Ausschlusses sowie der Grenzbearbeitung aus unterschiedlichen theoretischen Zugängen empirisch in den Blick genommen werden können. Welche Grenzziehungen folgen aus der Entscheidung für eine bestimmte theoretische Perspektive? Was wird durch die Wahl für einer Sozialtheorie (un)sichtbar? Wie kann sich Forschung pluralistisch zwischen unterschiedlichen theoretischen Perspektiven bewegen?

Die Rahmung des kumulativen Habilitationsprojektes zielt darauf ab, Gütekriterien der Theoriewahl in Auseinandersetzung mit der durchgeführten Forschung zu diskutieren, weil das Problem der Theoriewahl und der Praxis der Theorie ein verbindendes Element zwischen den vorgelegten Forschungsarbeiten ist. Forschung wird gerade über (implizite) sozialtheoretische Festlegungen auf eine paradigmatische Schiene gesetzt, etwa indem aus der Entscheidung für eine praxistheoretische Perspektive ganz bestimmte Konsequenzen für die Datenerhebung folgen. Deshalb ist die reflektierende Auseinandersetzung mit der Wahl von Sozialtheorien ein Schlüssel zu einer pluralistischen Forschungspraxis. Diese ist zum einen offen für neue/andere theoretische Zugänge, die Erkenntnis im Sinne eines Stolperns über das bisher Selbstverständliche ermöglichen. Zum anderen betont sie die Notwendigkeit der Entscheidung für einen theoretischen Zugang, der den jeweiligen Gegenstand erst spezifisch konturiert und für die empirische Forschung zugänglich macht. Diese Beweglichkeit zwischen Öffnung und Schließung von Kontingenz in der Auseinandersetzung mit Sozialtheorien soll über die zu entwickelnden Gütekriterien reflektierbar gemacht werden.